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Oesophagusvarizen

Ösophagusvarizen

Ursachen, Symptome und Behandlung Ösophagusvarizen sind erweiterte, knotige Venen in der Speiseröhre, die meist als Folge einer Lebererkrankung, insbesondere einer Leberzirrhose, entstehen. Diese Varizen können schwerwiegende Komplikationen wie Blutungen verursachen und erfordern eine sorgfältige Überwachung und Behandlung. Als Endoskopeur liegt der Fokus sowohl auf der präventiven Diagnostik als auch auf der therapeutischen Intervention, wenn es zu Komplikationen wie einer Blutung kommt.

Was sind Ösophagusvarizen?

Ösophagusvarizen entstehen, wenn der normale Blutfluss zur Leber gestört ist, häufig durch eine Leberzirrhose, aber auch durch andere Lebererkrankungen wie Leberkrebs oder schwere Hepatitis. Der gestörte Blutfluss führt zu einem erhöhten Druck in den Venen, die das Blut aus dem Verdauungstrakt zur Leber transportieren. Dieser erhöhte Druck (Portale Hypertension) zwingt das Blut, alternative Wege zu suchen. Eine der häufigsten Alternativen sind die Venen in der Speiseröhre, die sich dann erweitern und Varizen bilden. Diese Venen sind aufgrund ihrer Grösse und Struktur besonders anfällig für Rupturen und können zu lebensbedrohlichen Blutungen führen.

Ursachen und Risikofaktoren

Ösophagusvarizen treten hauptsächlich bei Patienten mit portaler Hypertension auf, die durch eine Lebererkrankung verursacht wird. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
  • Leberzirrhose: Eine fortschreitende Vernarbung der Leber, die den Blutfluss in der Leber blockiert und zu einem erhöhten Druck im Portalvenensystem führt.
  • Hepatitis B und C: Chronische Infektionen, die zu einer Entzündung und Schädigung des Lebergewebes führen.
  • Leberkrebs (Hepatozelluläres Karzinom): Dieser Tumor kann den Blutfluss zur Leber blockieren und die Entwicklung von Varizen begünstigen.
  • Alkoholkonsum: Längerer, übermässiger Alkoholkonsum ist eine häufige Ursache für Leberzirrhose und damit auch für die Entstehung von Ösophagusvarizen.
  • Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD): Eine fortschreitende Fettansammlung in der Leber, die mit der Entwicklung einer Zirrhose und Varizen assoziiert werden kann.

Symptome von Ösophagusvarizen

In den frühen Stadien verursachen Ösophagusvarizen in der Regel keine Symptome und bleiben oft unbemerkt. Allerdings können sie bei fortschreitender Erkrankung und zunehmendem Druck in den Venen schwere Komplikationen hervorrufen. Die häufigsten Symptome und Komplikationen sind:
  • Blutungen: Dies ist die schwerwiegendste Komplikation. Ein Bruch einer Ösophagusvarize kann zu einer massiven inneren Blutung führen, die durch Erbrechen von Blut (Hämatemesis) oder schwarzem, teerartigem Stuhl (Melaena) erkennbar wird.
  • Schluckbeschwerden (Dysphagie): In seltenen Fällen können die erweiterten Venen den normalen Schluckvorgang beeinträchtigen.
  • Anzeichen von Lebererkrankung: Bei Patienten mit einer zugrunde liegenden Leberzirrhose können Symptome wie Gelbsucht, Müdigkeit, Bauchschmerzen und eine vergrösserte Milz auftreten.

Diagnose von Ösophagusvarizen

Die Diagnose von Ösophagusvarizen erfolgt durch eine Kombination von Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren: Anamnese und klinische Untersuchung: Der Arzt fragt nach Symptomen wie Blutungen, Schluckbeschwerden und Vorhandensein von Lebererkrankungen. Eine gründliche Anamnese zu Alkoholgebrauch und anderen Risikofaktoren ist ebenfalls wichtig.
  • Endoskopie (Ösophagogastroduodenoskopie, ÖGD): Die wichtigste Methode zur Diagnose von Ösophagusvarizen ist die endoskopische Untersuchung. Mit einem flexiblen Endoskop kann der Arzt die Speiseröhre direkt betrachten und Varizen sichtbar machen. Auch der Schweregrad der Varizen (z.B. kleine, mittelgrosse oder grosse Varizen) kann beurteilt werden. Bei Patienten mit portaler Hypertension und Leberzirrhose sollte regelmässig eine endoskopische Untersuchung durchgeführt werden, um das Risiko von Blutungen frühzeitig zu erkennen.
  • Ultraschall und Elastographie: Diese bildgebenden Verfahren helfen dabei, die Leberstruktur zu beurteilen, Leberzirrhose zu diagnostizieren und den Druck in der Pfortader (portale Hypertension) zu messen.
  • Endoskopische Ultraschalluntersuchung (EUS): In einigen Fällen kann ein Endoskop mit Ultraschalltechnik eingesetzt werden, um die Varizen und die umliegenden Strukturen detaillierter zu untersuchen.

Behandlung von Ösophagusvarizen

Die Behandlung von Ösophagusvarizen umfasst sowohl präventive als auch therapeutische Massnahmen. Ziel ist es, das Risiko von Blutungen zu minimieren und bestehende Blutungen zu stoppen.
  1. Prävention von Blutungen Für Patienten mit grossen Ösophagusvarizen oder solchen, die ein hohes Risiko für Blutungen haben, sind präventive Massnahmen entscheidend: Nicht-selektive Beta-Blocker: Diese Medikamente (z.B. Propranolol) senken den Blutdruck in der Pfortader und reduzieren so das Risiko einer Varizenblutung. Endoskopische Behandlung: Bei Patienten mit hohen Risikofaktoren kann eine endoskopische Behandlung durchgeführt werden, um die Varizen zu behandeln und das Risiko von Blutungen zu verringern. Dies kann durch gummibandligatur (Gummibandbindung der Varizen) oder durch Sklerotherapie (Injektion von Verödungsmitteln in die Varizen) erfolgen. Transjuguläre intrahepatische portosystemische Shunt-Therapie (TIPS): Ein Verfahren, bei dem ein Shunt (Verbindung) zwischen der Pfortader und der Lebervene gelegt wird, um den Blutdruck in der Pfortader zu senken.
  2. Behandlung von Blutungen Bei akuten Blutungen ist schnelles Handeln erforderlich: Endoskopische Hämostase: Bei aktiven Blutungen wird während der Endoskopie versucht, die Blutung zu stoppen. Dies kann durch Gummibandligaturen oder Injektionen von Verödungsmitteln erfolgen. Bluttransfusionen und Intensivtherapie: Bei starken Blutungen ist eine Bluttransfusion erforderlich, um den Kreislauf zu stabilisieren. Patienten benötigen in dieser Phase häufig intensivmedizinische Betreuung. Vasopressoren: Medikamente wie Octreotid, die den Blutdruck in den Varizen verringern, können zur Unterstützung der Behandlung bei akuten Blutungen eingesetzt werden.
  3. Langfristige Betreuung Patienten mit einer Leberzirrhose und Ösophagusvarizen benötigen eine regelmässige Überwachung durch Endoskopie, um das Risiko von Blutungen zu minimieren. Auch die Behandlung der zugrunde liegenden Lebererkrankung ist entscheidend, um das Fortschreiten der Zirrhose zu stoppen und das Risiko von Varizen und Blutungen zu reduzieren.

Prognose

Die Prognose für Patienten mit Ösophagusvarizen hängt vom Schweregrad der Varizen, dem Vorhandensein von Blutungen und der Behandlung der zugrunde liegenden Lebererkrankung ab. Ohne geeignete Behandlung können Varizen zu lebensbedrohlichen Blutungen führen, die in vielen Fällen tödlich enden können. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und angemessenen therapeutischen Massnahmen, insbesondere einer regelmässigen Endoskopie, kann das Risiko von Komplikationen erheblich reduziert werden.

Fazit

Ösophagusvarizen sind eine ernsthafte Erkrankung, die vor allem bei Patienten mit Leberzirrhose auftreten und zu gefährlichen Blutungen führen können. Eine regelmässige endoskopische Überwachung, die frühzeitige Prävention und gezielte therapeutische Massnahmen sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden. Moderne Behandlungsmöglichkeiten wie endoskopische Ligatur und medikamentöse Therapie haben die Prognose für Patienten mit Ösophagusvarizen erheblich verbessert und tragen zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Wenn Sie bei sich oder einem Patienten Ösophagusvarizen vermuten, ist es wichtig, frühzeitig eine Diagnose zu stellen und eine geeignete Behandlung zu beginnen.

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